Der nachhaltige Wasserkreislauf beginnt ganz oben
Der nachhaltige Wasserkreislauf beginnt ganz oben
Wie funktioniert das Konzept der Schwammstadt?
Eine Schwammstadt funktioniert im Prinzip wie ein Küchenschwamm. Sie saugt Regenwasser auf und speichert es, um es den Pflanzen und dem Wasserkreislauf während Trocken- und Hitzeperioden zurückzugeben. Bei Starkregenfällen kann die Schwammstadt die Hochwasserrisiken eindämmen und helfen, Schäden zu vermeiden.
In welcher Hinsicht ist Wankdorfcity3 ein Leuchtturmprojekt?
Begrünte Häuser kennt auch die Schweiz. Neu ist die Anwendung der Schwammstadt-Prinzipien auf eine ganze Siedlung in enger Zusammenarbeit von einer Gruppe von Architektenteams. Erst die so verfügbare Schwarmintelligenz macht es überhaupt möglich, dass in der Wankdorfcity3 ein nachhaltiger Wasserkreislauf realisiert werden kann.
Kernstück ist die Stadtterrasse auf 30 m Höhe, welche die künftigen Gebäude verbindet. Was ist ihr Beitrag zur Schwammstadt?
Der nachhaltige Wasserkreislauf beginnt ganz oben. Die gestapelten, bis 70 m hohen Gebäude erlauben eine kaskadenartige Wassersammlung. Auf dem Weg nach unten trifft das Wasser auf die Stadtterrasse, wo es im bepflanzten Bodenbereich gespeichert wird. Dieser ist als durchgehender, rein mineralischer und 1.2 m hoher Substratkörper konzipiert. Je nach Schicht besteht er aus bis zu 70% Hohlvolumen, in dem sich das Wasser sammelt. Über die Wurzeln steigt das Wasser in die oberen Schichten, wo es die vielfältigen Pflanzen wässert und über diese verdunstet. Die gespeicherte Wassermenge ist für acht Wochen Trockenzeit berechnet, während der sie die Pflanzen mit dem nötigen Nass versorgen kann.
Wie sieht die Bepflanzung aus?
Es wird extensiv begrünte Dächer geben – nur Moos auf wenig Substrat –, die mit Solarpanels bestückt werden. In den oberen Geschossen sind in Zwischenräumen der Fassaden intensiver genutzte Gartenflächen vorgesehen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern teilweise zur Verfügung stehen. Das Grün auf der Stadtterrasse ist für die Allgemeinheit gedacht. Auf Strassenniveau werden verschiedene Themengärten entstehen, darunter ein Kameliengarten.
Wäre ein konventioneller Umgang mit Abwasser überhaupt möglich?
Eine verdichtete Überbauung, wozu das Areal die Vorausset- zungen mitbringt – wo verdichten, wenn nicht hier –, hat einen höheren Wasserfluss zur Folge. Um diesen zu meistern, gab es zwei Varianten: den Bau von Speicherbecken mit giganti- schen Volumina und dosierter Ableitung in die Kläranlage oder einen geschlossenen Kreislauf. Aus ökologischer Sicht kam nur Letzteres in Frage. Die Restwassermenge, die der Kläranlage zugeführt wird, fällt künftig sogar geringer aus als heute.
Wie wirkt die Schwammstadt auf das Mikroklima?
Klimatisch ist die Wankdorfcity3 in einer Insellage. Es gibt keinen Luftkorridor. Durch die intensive Bepflanzung sinkt die Umgebungstemperatur im ganzen Häuserkollektiv. Der Temperaturunterschied zwischen Sonne und Schatten beträgt etwa vier Grad.
Was bedeutet das für die Baukosten des Projekts?
Die Erstellungskosten pro m2 Arealfläche sind wesentlich höher als bei einer konventionellen Überbauung. Dank der Stadtterrasse gewinnen wir aber Freiflächen für Spielplätze und Begegnungszonen, die wir auf Strassenniveau gar nicht in dem Umfang liefern könnten. Dies ermöglicht die gewünschte Mischung von Wohnen und Dienstleistungen.