Verdichtung in historischem Umfeld

Verdichtung in historischem Umfeld

Die Ausgangslage war herausfordernd. Der aus den 1930er Jahren stammende Handelshof steht mit seinem zeittypisch markanten Eckbau im zentrumsnahen Quartier an der Nauenstrasse. Das niedrigere Nachbargebäude wurde bereits in den 1920er Jahren gebaut. Die beiden Liegenschaften mit gesamthaft rund 4 000 m2 Mietfläche umfassen Büros, Gewerbeflächen sowie eine Wohnung. Angesichts der hohen Wohnraumnachfrage liegt die Zukunft der Liegenschaft in der Ausschöpfung eines maximalen Wohnanteils. Diese Perspektive hatte sich durch eine Zonenrevision eröffnet. Dass die Nauenstrasse eine Verkehrsachse ist, machte die Planung aber anspruchsvoll.

Transformation ist eine Verschmelzung  
Der Ende 2022 ausgeschriebene Gesamtleistungswettbewerb forderte ein integrales Nachhaltigkeitsverständnis und liess den Bestandserhalt prüfen. Die Jury entschied sich unter fünf eingereichten Arbeiten für das Projekt von Miller & Maranta aus Basel. «Unsere Planung fokussierte sich auf die Fragen, was ist der nachhaltigste Umgang mit der Bausubstanz, und was kann ihr Beitrag zur Stadt von morgen sein», sagt Nils-Holger Haury, Geschäftsleitungsmitglied von Miller & Maranta. Trotz des sorgfältigen Umgangs mit dem Bestand war das Projekt auch aus Kostensicht konkurrenzfähig.

Der Gebäudekomplex wird nun auf zwei Arten erweitert. Der Handelshof bleibt als Eckhaus weitgehend erhalten und wird um zwei Geschosse aufgestockt. «Die Konstruktion bietet genug Flexibilität für eine Umnutzung in ein Wohnhaus», erklärt Haury. Wesentliche Bauteile wie Stützen, Geschossdecken und Treppenhäuser bleiben erhalten, da bereits zur Entstehungszeit hochwertig gebaut wurde. Das  Nachbargebäude weicht einem Neubau, weil es für eine einfache Umnutzung nicht geeignet war. «Der neue Handelshof verschmilzt mit seinem Nachbarn», sagt Haury, «die Transformation führt zu einem neuen Massstab des Gebäudes, erhält aber dessen Charakter und bauliche Geschichte.» Die Erschliessung des Neubaus erfolgt über die Treppenhäuser im Handelshof sowie über Laubengänge fabb.

Erhalt verbessert Klimabilanz    
Vorgesehen ist ein vielfältiger Wohnungsmix mit Hofateliers, Mikroapartments, Lofts und Clusterwohnungen. Insgesamt soll die Liegenschaft dereinst rund 60 Wohneinheiten und knapp 400 m2 Gewerbefläche umfassen. Aussen erhält der Bau eine einheitliche, die beiden Häuser einfassende Fassade. Der Gesamtbau setzt nun einen Akzent im Stadtbild und bildet einen Brückenkopf zum Quartier St. Alban. «Der Ort wird mitgenommen», sagt Haury. Einen Kontrapunkt zum urbanen Auftritt auf der Strassenseite bildet die Neugestaltung des Hofraums. Er wird entsiegelt und als gemeinschaftlich genutzte Wohnwelt im Grünen gestaltet.

Das Thema graue Energie war in den Projektbesprechungen wichtig. Je mehr Bausubstanz übernommen werden kann und je nachhaltiger die verwendeten Materialien sind, umso besser fällt die Klimabilanz aus. Ein totaler Neubau beider Liegenschaften hätte einen ca. 20% höheren Treibhausgasausstoss zur Folge gehabt als der Erhalt beider Liegenschaften mit Aufstockung. Die gewählte Lösung mit einem Teilneubau schneidet immer noch um 10% besser ab. Das Vorprojekt ist abgeschlossen, die Baueingabe ist für Ende 2024 geplant.