Talk:Back – Wankdorfcity 3 im Gespräch: Ist Wohnqualität bei so viel Dichte möglich?

Wie wird es sein? Wie dicht? Wie menschlich? Diese Fragen stellen sich viele Menschen, die sich mit dem Projekt Wankdorfcity 3 befassen, mit diesem Wohn- und Arbeitsquartier, das ab 2029 ein modernes Stück Bern sein soll.

Eine gestapelte Stadt wird es sein, mit 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern und rund 3000 Arbeitsplätzen auf rund 34 000 Quadratmetern, mit fast 500 Wohnungen, darunter Tiny Houses, die wirklich «tiny» - winzig - sein werden, 20 Quadratmeter. Aber: Ist Wohnqualität bei so viel Dichte möglich? Dieser Kernfrage stellte sich am Dienstagabend Gabriela Theus in der ersten Folge der Gesprächsreise TALK:back. Theus ist die Geschäftsführerin der Bauherrschaft IMMOFONDS; unter der Moderation von Peter Brandenberger diskutierte sie in der Shedhalle mit Lukas Bühlmann, Stiftungsrat der Stiftung Baukultur Schweiz. Rund 90 Besucherinnen und Besucher wohnten der Diskussion bei oder redeten mit.

Wie wird es sein 2029? Vielleicht suchten manche Gäste darauf schon eine Antwort. «Schliessen sich Dichte und Menschlichkeit nicht aus?», wollte der Moderator Brandenberger wissen. «Das schliesst sich überhaupt nicht aus», sagte der Baukultur-Experte Bühlmann. «Dichte ist vertretbar, wenn sie die Möglichkeit für Begegnungen schafft.»

Es gebe sehr viele Anforderungen auf sehr wenig Platz zu erfüllen, sagte Theus. Um allen Anforderungen gerecht zu werden, «mussten wir auch ein wenig anders denken». Aber das andere Denken geht über das andere Planen hinaus. Anders denken heisst auch: sich zu überlegen, was wir vom Wohnraum erwarten, gerade von einem derart aussergewöhnlichen Wohnraum, wie es Wankdorfcity3 werden soll.

Im Verlauf des Gesprächs stiess Mark Werren dazu, der frühere Berner Stadtplaner. Werren sagte: «Viele fragen: Was braucht es denn hier? Was braucht Bern in diesem Gebiet?» Und Werren gab seine Antwort gleich selber: «Es muss ja auch nicht alles können.» Gewiss, dieses Stückchen Bern dürfe eine Urbanität bekommen, wie es sie anderswo in Bern auch gibt, aber vor allem: «Vielleicht darf es auch etwas Überraschendes sein.» Werren sprach von einem Lebensstil, den man hier vielleicht noch gar nicht kenne.

Wie wird es sein? Wankdorfcity3 ist geplant, für mehr als 1000 Menschen, die heute vielleicht noch gar nicht wissen, dass es ihr Lebensstil sein wird, der zu diesem Projekt passt. Aber wie wird es sein? Die Antwort hängt stark mit diesen Menschen zusammen, die kommen werden.

Ja, ab 2029 soll Wankdorfcity3 ein Stück modernes Bern sein, anders gedacht, anders gebaut, ein Viel-, aber kein Alleskönner. Die Bauherrschaft stehe «unter enormem Druck», das Richtige zu machen, sagte der frühere Stadtplaner Werren an Theus gewandt. «Man schaut Ihnen auf die Finger» - und es gebe noch viele Fragen zu beantworten. «Ich glaube, Sie sind sich selber lieb, dafür zu sorgen, dass sich hier eine nachhaltige Lebensqualität realisieren lässt.» Und Werren zählte im Eiltempo auf: Wo die Bäume seien, die Hunde, die Kinder, die Spielplätze, das Wasser, der Sand und all das – «und wo kann ich meine Zigarre rauchen, und wo habe ich Ruhe und wo Lärm, und wo sehe ich den Sonnenuntergang?» Und so weiter. Hat man an all das gedacht? Gabriela Theus sagte: «Wir versuchen, an möglichst viel zu denken.» Bis zum Sonnuntergang.

Aber wer hofft, 2029 schon zu wissen, wie es sein wird, täuscht sich. Es gebe viele gute Voraussetzungen, sagte Lukas Bühlmann von der Stiftung Baukultur Schweiz. Aber bei einem solchen Vorhaben lasse sich erst nach fünf, vielleicht auch erst zehn Jahren sagen, wie die Wohnqualität wirklich ist – wenn die Leute hier wohnen; wenn man sieht, wie sich Wankdorfcity3 entwickelt hat. Wenn man sieht, was die Menschen daraus gemacht haben. Aus ihren Leben, aus den Sonnenuntergängen, aus diesem Quartier.